Sonntag, 14. Februar 2010

Der Geist der alten Thailehrerin (9)

Teil 9, Neues Leben

Die Geister der alten Thailehrerin und von Nui kehrten zurück zu ihrem luftigen Rastquartier in dem alten Tamarindenbaum. Hier fühlten sie sich geborgen und gut aufgehoben. Versteckt vor der Welt der Menschen, die ja doch nur dumme Eskapaden aneinanderreihten und nichts dazulernen wollten, konnten sie hier von ihren Streifzügen ausspannen und ihren eigenen Gedanken nachhängen. In der Zwischenzeit hatten die Thais aus der Nachbarschaft von ihrem Wohnsitz Wind bekommen und kamen gelegentlich vorbei, um die beiden Baumgeister zu verehren. Sie schlangen farbige Tücher um den mächtigen Stamm des Tamarindenbaums und legten ausgediente Geisterhäuschen zu seinen Wurzeln ab, in denen die alten Hausgeister noch immer wohnten.

Für den Geist der alten Thailehrerin begann nun bald eine aufregende Zeit, denn es stand eine neue Einkörperung bevor. Diesmal sollte sie in den Körper eines Mischlingskindes fahren, einem „Luuk krüng“, wie die Thais es nannten, einem Halbkind. Dem Geist war es recht. Sehr recht sogar. Denn mit einem Farangvater war eine verantwortungsvolle Betreuung und Ausbildung zu erwarten, womit Aussicht auf ein gutes Leben bestand. Zumal es auch ein Mädchen war! Denn Mädchen lernen in der Thaigesellschaft von Kindesbeinen an, daß sie gehorchen müssen und Pflichten zu übernehmen haben. So war er es zufrieden.

Ende

1 Kommentar:

  1. Lieber Paul,
    eine wunderschöne Geschichte, die nach einer Fortsetzung verlangt.
    Gerade die Idee, den Geist in einem Mischlingsmädchen wiederzubeleben, finde ich äußerst reizvoll. Ich sehe eine ausgezeichnete Gelegenheit, das Aufwachsen eines kleinen Mädchens zu beschreiben unter besonderer Würdigung der doch so unterschiedlichen kulturellen Bedingungen. Wie erlebt ein Kind aus einer "Mischehe" die anderen Kinder auf der Straße, im Kindergarten, der Schule, zuhause!, in ihren Beziehungen zur Verwandtschaft?
    Ich traue Dir mühelos zu, eine solche Geschichte zu schreiben. Dabei schlage ich Dir vor, die Geschichte als "Ich-Erzählung" zu schreiben (Dialoge scheinst Du nicht so sehr zu mögen?).

    Wolfram

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