Freitag, 19. Februar 2010

Welcome Farang (3)

Seid ihr noch bei der Sache?

Seid ihr bereit für einen zweiten Angriff?

Hier kommen die nächsten 10 Testfragen:


11. Was ist ein Wat?

a. Ein Sanatorium für gescheiterte Künstler und schwer resozialisierbare Arbeitslose.

b. Eine biologische Kompostierungsanlage für hochgradig infektiöse Haustiere.

c. Eine Sondermüllverbrennungsstation für nicht recycelbare
anthropomorphe Rückstände.



12. Was ist ein Tilak?

a. Eine Gewichtseinheit für Goldketten.

b. Fips, der Affe.

c. Ein verruchtes Frauenzimmer, das sich in halbdunklen Billardsalons
herumtreibt und sich von Würmern, Käfern und Heuschrecken
ernährt.



13. Warum gibt es in Thailand so viele Karaoke-Bars

a. Drogen- und Waffengeschäfte sollen von der Straße weg verlagert werden.

b. Es handelt sich um kommunale Zufluchtshäuser, wo speziell geschulte Betschwestern in drolligen Halskrausen für gepeinigte und mißhandelte Thaiehemänner interkonfessionelle Abendmahlandachten abhalten und stimulierende Weihetränke verabreichen.

c. Es handelt sich um die südostasiatischen Auslandsfilialen einer Start-up-Gründung der Bremer Stadtmusikanten, die dynamische Schreilehrgänge für autistische Langsammotoriker und narzisstisch veranlagte Schwerhörige anbieten und auf gruppendynamischen Gebärdenparties sonderpädagogische Flirtanleitungen für schwerbeschädigte TV-Invaliden und halbkomatöse Couch-Potatoes vermitteln.


14. Ergänzen Sie folgenden Satz, so daß er sich reimt:
Bei Ginkhao und Sabei…

a. …lieb ich die Fräuleins schulterfrei.

b. …da ist mir keine einerlei.

c. …da fühl ich mich als rechter Thai.




15. Was ist ein Katoy

a. Ein Anhänger einer sektiererischen Bruderschaft in ziemlich coolen Klamotten.

b. Das thailändische Wappentier.

c. Ein gefühlsresistenter Multifunktionsroboter mit Payment-Sondermodul und regelbarem Libido-Output. Nach Guthabentransfer, kann man sich über seinen berührungsempfindlichen Touch Screen passwortfrei einloggen und die Serviceleistungen in beliebiger Reihenfolge abrufen.


16. Wieviel Promille sind in Thailand erlaubt?

a. Es gibt keine Promille in Thailand, nur Prozente.

b. In Thailand ist alles erlaubt. Sogar das Gegenteil.

c. Die Polizei errechnet ihre Promille mit einem sogenannten Bahtographen. Dies ist ein praktisches Schnellleseverfahren, mit dem die jeweiligen Werteinheiten in Tausenderschritten berührungsfrei abgescannt werden können.


17. Was ist ein Farang?

a. Ein katholischer Feiertag für Auslandsdeutsche, aber nur in manchen Blaudachgemeinden im unzugänglichen Nordosten von Thailand.

b. Ein sendungsbewußter Teilzeitpfadfinder mit archaischen Bindungsvorstellungen.

c. Ein sagenkundlich einzigartiges Fabelwesen mit weißer Haut, einer langen Nase und einer gutartigen, einseitigen Gesäßbackengeschwulst. Es kommt endemisch nur jenseits der Thaigrenzen vor. Es liebt weite Muskelshirts, ernährt sich vorzugsweise von Flaschenbier und kennt keine Schamkultur.



18. Warum wird ein Thai nie ein guter Farang werden?

a. An dem Gourmettest im Käseladen mit vollreifem Romadour und deftigem Harzer Roller mit Zwiebelringen ist er bisher immer gescheitert.

b. Die Geister sind dagegen, und die haben das letzte Wort.

c. Er hat es versucht. Doch nachdem er sich mit Streuselkuchen und Schlagsahne eingerieben hatte, wurde die Haut immer noch nicht weiß. Und bei Handkäs mit Musik konnte man ja gar nicht mitsingen!



19. Was ist ein vorbildlicher Thai?

a. Er singt die Nationalhymne nur in tadelloser Uniform, und er hat einen dicken Freund bei der Polizei.

b. Er verehrt den König, gehorcht Buddha, aber kennt nur sich selbst.

c. Er fährt einen kreditfinanzierten Lexus, wohnt in einem kreditfinanzierten Haus, guckt in einen kreditfinanzierten 65 Zoll LCD-Screen und bringt nebenbei das Kunststück fertig, eine oder mehrere Mia-Nois (Nebenfrauen) auf kreditfinanzierter Guthabenbasis durchzufüttern.




20. Warum ist ein Thai so clever?

a. Er weiß morgens schon aus dem Comicheft wie abends die Kreisch-Soap im Fernsehen ausgeht.

b. Wer in kurzen Schlafanzugshosen, mit Flip-Flops an den Füßen, schweren Amulettenketten um den Hals, einem Mobiltelefon am Ohr, einem freihändig auf den Schultern stehenden einjährigen Knirps, mit 5 Flaschen Chang Bier am Lenker, ohne Helm auf dem Kopf, zu fünft auf einem 70 Sachen schnellen Moped in der Kurve einen langsamen Laster in Gegenrichtung überholt, kann nur ein einmaliges artistisches Naturtalent sein.

c. Ich breche den Test jetzt ab. Das schaffe ich niemals.



Für Nichtthais:

Wat = Tempel
Tilak = Geliebte
Ginkhao = essen (eigentl. Reis essen)
Sabai = wohlfühlen (ganz wichtig für Thais!)
Katoy = Ladyman (Männer, die gerne Frauen sein möchten)
Baht = Landeswährung
Farang = weißhäutiger Ausländer





©Paul Martini, Sept. 2009


Donnerstag, 18. Februar 2010

Welcome Farang (2)

Hier nun die ersten 10 Testfragen:




1. Wie schreibt man Thailand richtig?

a. Deiland

b. Dayland

c. Teilland


2. Wie heißt der thailändische Gruß?

a. Halt die Klapp

b. Papperlapapp

c. Sawadi, du Kapp



3. Welches ist das thailändische Nationalgericht?

a. Hock Dumm Rum

b. Guck Der Dumm

c. Tom Yam Gung


4. Was ist der Isaan?

a. Das trinkt der Thai mit Eis und Strohhalm.

b. Feiern bis die Schwarte kracht.

c. Isaan ist ein Natur belassener Landstrich im Nordosten des Landes, wo mit kontrolliert biologischen Landbaumethoden in einer Reihe von Kultivierungsbetrieben das beste junge Gemüse Thailands angebaut wird.


5. Gibt es einen Plural von Sanuk?

a. Ja, Sanuk gibt es gar nicht alleine.

b. Nein, in der Mehrzahl ist er nicht auszuhalten.

c. So bezeichnet man den Zustand, wenn der Thai 10 Whiskyflaschen vor sich sieht, 8 bezahlt, aber nur 4 getrunken hat.



6. Gibt es in Thailand einen Kaiser?

a. Ja, aber er heißt nicht Hamburg-Mannheimer.

b. Nein, Geyser kommen in Thailand nicht vor.

c. Buddha regiert ohne Handlanger.



7. Was heißt Karaoke?

a. Es handelt sich um einen Initiationsritus von psychedelisch berauschten Halbstarken, die Musik fälschlicherweise als Droge konsumieren.

b. Es handelt sich um einen zeremoniellen Brauchtumstanz junger einheimischer Mädchen in hohen Stiefeln, die ihre Fruchtbarkeit zur Schau stellen wollen.

c. Es handelt sich um die reziproke Rauminhaltsmessung einer mittelintrapulsiven Thaibar mit varianten Diamentralpunkten, bei der die homomorphe Sinusschwingung größer als 120 Mikropascal ist, jedoch kleiner als die breitbandige Blindmodulation vergleichbarer thailändischer Innenräume wie z. B einem Klassenzimmer.


8. Wer ist der berühmteste Thai?

a. Plisch und Plum

b. Nie gehört.

c. Gibt es den?


9. Gibt es in Thailand eine Umwelt?

a. Ja, aber nur wenn’s dunkel ist.

b. Nein, sie ist abgeschafft.

c. In einem Land, wo Männer keine Bärte tragen, wundert mich gar nichts mehr.



10. Warum ist in Thailand die Prostitution verboten?

a. Sie ist nicht verboten. Das fehlte noch!

b. Der Thai ist für die Prostitution nicht geeignet. Er rutscht ja schon beim Wichsen ständig ab.

c. Prostitution zerstört die Blut-Hirn-Schranke im Gehirn und führt in der Folge zu cerebralen Buat-Huatomen mit starken Erschöpfungserscheinungen. Sie sind begleitet von der hartnäckigen und schwer behandelbaren lateralsklerotischen Hyperkikiatizitis, die immer chronisch verläuft und zu häufigen Rezidiven führt. Die Patienten werden maulfaul und stumpfen ab und der heute einzig bekannte Therapieerfolg besteht darin, sie dauerhaft mit Televisionsstrahlen zu behandeln, die auch nachts nicht abgeschaltet werden dürfen.

Für Nichtthais:
Buat Hua = Kopfschmerzen
Ki kiat = Faulheit
Isaan = nordöstlicher Landesteil aus dem die meisten Bargirls kommen

Mittwoch, 17. Februar 2010

Welcome Farang (1)

Liebe Freunde - Aufgepaßt!

Im Januar 2008 kamen über 1 Mio. Touristen nach Thailand. Doch seither sind die Ankunftszahlen unter Schwankungen um rund 40% eingebrochen. Im Monat Juli 2009 kamen nur noch 642.732 Besucher ins Land. Und der Trend ist trotz massiver Werbemassnahmen der thailändischen Tourismusbehörde (TAT) ungebrochen. Diese Situation hat in dem Land zu massiven negativen Auswirkungen geführt. Die Arbeitslosenzahlen sind weiterhin steigend, die Leerstände von Geschäftsimmobilien in den touristischen Zentren nehmen weiter zu und die Lage am Markt für Wohnimmobilien ist geprägt von einem Überangebot von unverkäuflichen Objekten.

Da diese Entwicklung nicht so leicht umzukehren ist, hat man sich nun der bereits im Land lebenden Ausländer erinnert, die ja eine beträchtliche Stütze der lokalen Infrastruktur und des Wirtschaftslebens darstellen. Auch mit Blick auf die Nachbarländer, wo Ausländer vorteilhaftere Ansiedlungs- und Lebensbedingungen vorfinden, will die Regierung nun einen rigorosen Schritt nach vorne machen und hat eine Reihe von Vorzugsregelungen ins Leben gerufen, die das thailändische Ausländerrecht freundlicher gestalten sollen. So ist u. a. beabsichtigt, das Visaverfahren weitgehend zu verschlanken und auch bei den Eigentumsgesetzen Erleichterungen einzuführen. Mit solcherlei Maßnahmen, beabsichtigt die Regierung, die bereits ansässigen Fremden weiterhin im Land zu halten und einen Anreiz zu vermehrtem Konsum zu geben. Die Vorzugskonditionen beinhalten im Einzelnen ein kostenfreies Einbürgerungsangebot auf Lebenszeit, sowie Vorteile beim Grundstückserwerb.

Mit dem Angebot für eine kostenfreie und zeitlich unbegrenzte Einbürgerung in den Thaistaat, entfällt künftighin der umständliche und schwer zu durchschauende Hürdenlauf der jetzigen Visapraxis, der für ältere Antragsteller häufig sehr belastend war. Der Ausländer wird nun rechtlich wie ein Thai behandelt. Er darf auf seinen Namen Geschäfte und Bankkonten eröffnen und kann Eigentümer von Grundstücken werden, die die Größe von einem Rai (1600 qm) nicht überschreiten. Auch der Grundstückshandel ist dem Ausländer erlaubt, sofern er ihn bei den Gewerbebehörden und dem Finanzamt vorher angemeldet hat.

Der Ausländer bleibt weiterhin im Besitz seines Herkunftspasses, doch bleibt er vom allgemeinen Wahlrecht ausgeschlossen. Voraussetzung zur Erlangung dieser Einbürgerungsoption ist der Nachweis laufender gesicherter Einkünfte bzw. die Vorlage eines Business-Plans sowie ergänzend die erfolgreiche Teilnahme an einem abzuleistenden Einbürgerungstest, der landesweit in den jeweiligen Immigrationsämtern durchgeführt werden soll. Die Aktion läuft unter dem anwerbefreundlichen Förder-Codewort „Welcome Farang“ und die Einzelheiten der Neuerungen werden in den nächsten Tagen in einer regierungsamtlichen Veröffentlichung bekannt gegeben.

Zu diesem Zweck ist mir als geprüftem Übersetzer von der Fremdsprachenabteilung der Einwanderungsbehörde der in Aussicht stehende Text des Einbürgerungstests zugegangen, damit er im Hinblick auf seine sprachliche Korrektheit überprüft werden kann.

Die heutige Vorabveröffentlichung des Rohentwurfs der 20 Einbürgerungsfragen soll dazu dienen, den Test im Hinblick auf etwaig unverständlich erscheinende Passagen oder sonstige schwer verstehbare Auffälligkeiten zur Lesekontrolle vorzustellen. Ziel ist es, eine breite Verständlichkeitsbasis zu gewährleisten, damit auch ältere und fremdsprachlich wenig versierte Einbürgerungswillige nicht von vornherein an sprachlichen Hürden scheitern. Sollten also vereinzelt Verstehensprobleme auftreten, so bitte ich um entsprechende Rückmeldung, damit sie noch rechtzeitig behoben werden kann.

Vorsorglich möchte ich darauf hinweisen, dass die Testfragen keinesfalls bereits jetzt und ohne die üblicherweise mitgelieferten Anleitungshinweise beantwortet werden sollten, da die für die Prüfung der Prüfungsergebnisse zuständigen Prüfer der Regierung die Überprüfung des Prüfverfahrens noch nicht abschließend überprüft haben.

Seid ihr bereit?

Welcome Farang (2)

Welcome Farang (3)


(c)Paul Martini, Sept. 2009

Sonntag, 14. Februar 2010

Der Geist der alten Thailehrerin (9)

Teil 9, Neues Leben

Die Geister der alten Thailehrerin und von Nui kehrten zurück zu ihrem luftigen Rastquartier in dem alten Tamarindenbaum. Hier fühlten sie sich geborgen und gut aufgehoben. Versteckt vor der Welt der Menschen, die ja doch nur dumme Eskapaden aneinanderreihten und nichts dazulernen wollten, konnten sie hier von ihren Streifzügen ausspannen und ihren eigenen Gedanken nachhängen. In der Zwischenzeit hatten die Thais aus der Nachbarschaft von ihrem Wohnsitz Wind bekommen und kamen gelegentlich vorbei, um die beiden Baumgeister zu verehren. Sie schlangen farbige Tücher um den mächtigen Stamm des Tamarindenbaums und legten ausgediente Geisterhäuschen zu seinen Wurzeln ab, in denen die alten Hausgeister noch immer wohnten.

Für den Geist der alten Thailehrerin begann nun bald eine aufregende Zeit, denn es stand eine neue Einkörperung bevor. Diesmal sollte sie in den Körper eines Mischlingskindes fahren, einem „Luuk krüng“, wie die Thais es nannten, einem Halbkind. Dem Geist war es recht. Sehr recht sogar. Denn mit einem Farangvater war eine verantwortungsvolle Betreuung und Ausbildung zu erwarten, womit Aussicht auf ein gutes Leben bestand. Zumal es auch ein Mädchen war! Denn Mädchen lernen in der Thaigesellschaft von Kindesbeinen an, daß sie gehorchen müssen und Pflichten zu übernehmen haben. So war er es zufrieden.

Ende

Dienstag, 9. Februar 2010

Der Geist der alten Thailehrerin (8)

Teil 8, Ende der Qual

So nahmen die Qualen und Anspannungen ständig zu und fanden ihren vorläufigen Höhepunkt als Jürgen abends zu seinem Essen kein Bier vorfand. Er fuhr sie an, daß sie eine elende dumme Gans sei, faul, fernsehabhängig und unfähig, ihrem Mann zum Essen ein Bier zu besorgen, womit er ihr das Essen samt Teller vor die Füße warf, dass es nur so spritzte. Dann stand er auf und ging hinaus. Mit lautem Krachen warf er die Tür ins Schloss und verschwand zu seinen Kumpels in die Kneipe. Das war zuviel für Mäo, sie hatte keinen Platz mehr für all die Bedrängungen, für all den Druck von allen Seiten. Alles hatte sie ohne Murren ertragen für das eine höhere Ziel, dem Ehemann stets eine gute und treusorgende Frau zu sein wie sie es von der Mutter gelernt hatte, doch jetzt brach diese letzte Stütze auch noch weg. Wo hatte sie noch Rückhalt, wem konnte sie ihre waidwunde Seele ausbreiten? Sie fühlte sich kraftlos und leer, entwurzelt und ganz unendlich allein. Keine Freundin weit und breit, der sie sich anvertrauen konnte, und die alte Heimat war auch nur an Erfolgsgeschichten interessiert und wollte kein Lamento hören. Verzweifelt dachte sie daran, nach Thailand zurück zu fliegen, doch verwarf sie diesen Gedanken schnell. Auf Rückkehrflüchtlinge mit leeren Taschen wartet dort niemand. So sah sie nur einen Ausweg. Sie streifte ihren Schmuck ab und nahm ihren Mantel vom Haken und ging in die nahe Grünanlage.

Der Teich lag ruhig und glänzte mattschwarz, und nur in Ufernähe zogen einige Entenpaare ihre bedächtigen Runden. Das Wasser war kalt und kroch ihr langsam den Leib hoch. Rasch nahm der weite Mantel das Wasser auf und zog sie sanft hinunter. Ihr letzter Gedanke war Freude und Stolz. Endlich konnte sie triumphieren. Sie wusste, es musste gelingen, denn sie konnte nicht schwimmen. Von Ferne hörte sie noch die Glocken des nahen Kirchturms zur Abendstunde schlagen, als im Gurgeln des Wassers ihr Kopf untertauchte und sie aufhörte, sich zu wehren.

Die Geister der alten Thailehrerin und Nui, die Mäo auf ihrem langen Weg in ihren aus Unwissenheit und Überheblichkeit gezimmerten goldenen Kerker begleitet hatten, saßen schweigend am Ufer. Geister sind keine Lebensretter, sie mischen sich nicht ein. Die Menschen entscheiden selber, was sie tun, und können nicht darauf hoffen, daß Geister sie heraushauen. Zwar sehen Geister mehr, aber sie bleiben unbeteiligte Beobachter. Sie sehen, daß Menschen viele dumme Dinge tun, daß sie viele unnütze Fehler machen und daß ihre Gefühle sie oft in die Irre führen. Aber das gehört zum Menschsein. Geister sind wissend und erfahren, aber sie bleiben neutral und übernehmen keine Führung. Die Menschen müssen ihr Leben alleine gestalten und den Kampf mit ihren Entscheidungen und Fehlentscheidungen alleine ausfechten. Dies ist ein Teil ihres Lebenssinns.

Mäo, die mit hängendem Kopf im Wasser trieb, hatte keine Chance. Das Wasser war zu seicht zum Ertrinken, selbst für eine Nichtschwimmerin. Sie musste am Leben bleiben. Aus ihrer Sicht ein weiterer Misserfolg. Ein Spaziergänger hatte sie an Land gezogen und ihr den Kopf ins Gras gedrückt, bis sie alles Wasser ausgespuckt hatte. Dann drehte er sie herum und fragte sie, wie es ihr ginge, doch Mäo starrte mit großen offenen Augen geradewegs in das Stückchen aufgeklappten Himmel zwischen den Zweigen, und dachte nur „Warum“.

Als Jürgen sie in der Psychiatrie besuchte, saß sie wie ein gehetztes Tier auf dem Bett und guckte mit angstvollen Blicken zur Tür. Sie hatte einen weiteren Entschluß gefasst, und den teilte sie Jürgen auch mit. Sie wollte zurück nach Thailand. Und zwar sofort. Jürgen war verbittert, sah aber ein, dass sie hier in Deutschland nicht glücklich werden würde. So willigte er ein. Er ließ die Scheidungspapiere von einem Anwalt vorbereiten, die sie alle blind unterzeichnete, und zwei Tage später brachte er sie zum Flieger. Er hat nie wieder von ihr gehört.

Der Geist der alten Thailehrerin (7)

Teil 7, Die deutsche Hölle

In den letzten vier Wochen war sie durch eine Hölle gegangen und es schien einfach kein Ende zu nehmen. Zu Hause in ihrem Dorf im Isaan hielten sie sie alle für eine „Madame“, weil sie doch einen „Farang“ geheiratet hatte und nun mit ihm in ein besseres und bequemeres Leben entschwinden konnte. Doch keiner hatte Mäo auch nur im Ansatz darauf vorbereitet, was wirklich auf sie zukommen würde. Mit dem kalten Wetter, dem Regen und dem garstigen Wind kam sie schon klar. Die kartoffellastige Kost war gewöhnungsbedürftig, aber so lange sie sich in der Küche ihren Somtam zusammenklöppeln durfte, konnte sie damit leben. Viel schlimmer wog, dass sie keine Freunde hatte, dass sie die fremde Sprache nicht verstand, dass überall Türen geschlossen waren und dass man mit dem Moped nicht zum Einkaufen fahren konnte. Hinzu kamen die völlig merkwürdigen deutschen Lebensweisen. In Thailand gab man niemandem zur Begrüßung die Hand wie man Körperberührungen jeglicher Art sorgsamst vermied, und wenn man nach ein paar Einkäufen irgendwo einen Laden verließ, so war es der Sitte genug getan, wenn man seine Plastiktüten zusammenraffte und sich wortlos verdrückte. Kein „bye, bye“, kein „Auf Wiedersehen“ war vonnöten.

Es hieß die Menschen in Deutschland seien herzlich und anteilnehmend. Doch Mäo gewann eher den Eindruck, dass sie es mit mißvergnügten, nörgelnden Miesmachern zu tun hatte, deren größter gesellschaftlicher Sport, das Aufspüren der Fehler von anderen zu sein schien, die man jenen auch umgehend genüsslich unter die Nase rieb. War sie es aus Thailand gewohnt, seinen Mitmenschen in geradezu übertriebener Angst nur ja keinen Gesichtsverlust zuzufügen, so fand man hier überhaupt nichts dabei, andere öffentlich bloßzustellen und sie mit Kritik zu überhäufen.

Alles war so verflucht umständlich. Man benutzte das Auto oder öffentliche Verkehrsmittel wie Busse und Bahnen, aber kein Taxi. Sie konnte sich noch gut an das Wutgeheul ihres Mannes erinnern, als sie anfangs zum Einkaufen das Taxi benutzte und ihm darüber eine Rechnung über 50 Euro präsentierte. Viele Leute benutzten ein Fahrrad oder gingen weite Strecken zu Fuß, aber mit einem Fahrrad traute sie sich nicht in den fremden Verkehr, und zu Fuß laufen oder spazieren gehen hatte sie ja nie gelernt. Das tut doch niemand bei 34 Grad im Schatten! Jürgen hatte versucht, eine Arbeit für sie zu finden, doch ohne Deutschkenntnisse gab es keine Arbeit. Zwar hätte sie in einer Hotelgroßküche für 4 Euro die Stunde Geschirr spülen können, doch eine solch beleidigende Arbeit empfand sie als „Madame“ unerhört und unzumutbar und lehnte sie ab. Zwar konnte sie weder eine Berufsausbildung noch Berufserfahrung für irgendeinen Beruf vorweisen, doch war dies in ihren Augen auch völlig überflüssig. Schließlich war sie durch die Heirat mit ihrem ausländischen Ehemann bereits zu einem höheren Status aufgestiegen, was schließlich in Thailand allemal ausreichte, überhaupt nicht mehr zu arbeiten zu müssen.

In Thailand hatte Jürgen ihr von ihrem eigenen kleinen Thai-Imbiß vorgeschwärmt, den er ihr einrichten wollte und in dem sie selber Chefin sein könnte, doch in Deutschland zerplatzten diese schönen Vorstellungen wie Seifenblasen. Da sie in Thailand immer in guten Restaurants zum essen gegangen waren, war es Jürgen überhaupt nicht aufgefallen, dass sie eine absolut lausige Köchin war. Wie hätte sie denn in ihrem Isaan-Dorf auch kochen lernen sollen bei Somtam, Grillhuhn und Klebreis alle Tage?

So saß sie tagelang einsam zu Hause. Ihr war kalt und sie fror trotz aufgedrehter Heizung. Da ihr alles fremd war, reagierte sie mit Angst und Abwehr auf die ungewohnte Lebenssituation. Ständig hatte sie schweißnasse, kalte Hände und Füße. Sie guckte tagelang das fremdartige TV-Programm rauf und runter, das sie ebenso wenig verstand wie das Radio oder die Zeitung oder ein Journal, in dem sie lustlos den Bildern hinterher blätterte. Da man ihr während ihrer Kinderjahre in einer unseligen Thaischule schon früh jegliche Eigeninitiative und Lernmotivation gründlich ausgetrieben hatte, hatte sie auch nie gelernt, selber etwas zu erlernen, weshalb sie auch nicht auf die Idee kam, ihre reichliche freie Zeit teilweise dazu zu verwenden, sich aus eigener Kraft etwas Deutsch aus dem Lernbuch beizubringen. Unterdessen waren auch schon die ersten Bittstellungen aus der alten Heimat eingegangen. Ihr Vater fand, dass es endlich an der Zeit sei, den versetzten Acker bei der Bank auszulösen, damit er auf dem selbem endlich mit dem Bau eines kleinen Lebensmittelladens beginnen könne. Dies sei für die Familie ein Existenz sicherndes Zukunftsprojekt, dem sich Mäo doch sicherlich nicht verschließen wolle, zumal sich die abzutragende Restsumme auf lächerliche 60 000 Baht belaufe.

Sonntag, 7. Februar 2010

Der Geist der alten Thailehrerin (6)

Teil 6, In Deutschland

In der Kneipe „Zum scharfen Eck“ in einer deutschen Kleinstadt saß schon seit Stunden eine Runde trinkfester Gesellen bei Pils und Korn beieinander, als sich die alte abgegriffene Kneipentür knarrend öffnete, und Jürgen und Mäo hereinkamen. An einem massiven Holztisch hockten unter mattgelben Leuchtbirnchen drei hühnenhafte Männergestalten vor ihren verschwitzten Biergläsern, und bliesen unablässig fahlen Zigarettenrauch in die Luft, der den gesamten Kneipenraum schon lange zu einer lebensfeindlichen Räucherkammer gemacht hatte. Die Runde drehte die Köpfe und lud die beiden mit donnerndem Hallo ein, an ihrem Tisch Platz zu nehmen. Helmut, Hans und Franz hatten Jürgen nach seiner Rückkehr aus Thailand noch nicht wieder getroffen und Mäo kannten sie ja auch noch nicht.

„Wen bringst du uns denn da mit?“ wollte Franz mit rollenden Augen wissen. „Das ist Mäo“, sagte Jürgen, „sie ist jetzt meine Frau“. Helmut streckte Mäo eine quadratische Hand über den Tisch und sagte: „Ich Helmut, du Mäo, okay?“ Mäo nickte scheu und hatte Angst diese Pranke zu ergreifen. „In Deutschland sagt man Guten Tag!“ dabei schüttelte er dieses schmächtige Händchen heftig. Mäo lächelte nur, aber verstand gar nichts. „Du nix deutsch sprechen?" Mäo suchte Jürgens Blick, und Jürgen erklärte der Runde, dass sie sich bisher nur auf Englisch verständigt hätten. Aber das focht Helmut nicht an, und er stellte entschieden fest: „Hier Deutschland, hier du deutsch sprechen, okay?“ Mäo nickte unsicher und Helmut, der auch mit einer Thai verheiratet ist, fuhr fort: „Sagmal, Schlafmütze!“ Mäo druckste herum, dann sagte sie: „Schaaf – Muzz.“ Selbst nach mehreren Versuchen kam nichts anderes als „Schaaf-Muzz“ heraus. War das ein Spaß! Helmut brach in ein glucksendes Freudengeheul aus und auch die anderen zwei brüllten vor Lachen und hatten Tränen in den Augen.

Dann wandte sich Franz an Mäo und wollte wissen: „Can you clean Wohnung very sauber?“ worauf Mäo, die nur „clean“ verstand, mit einem vorsichtigen „Yes“ antwortete, worauf Franz fortfuhr: „And can you make Schnitzel mit Bratkartoffel?“ „What?“ stammelte Mäo etwas durcheinander.

Hans ließ Mäo nicht lange Zeit zum Nachdenken, und zog sie näher zu sich heran und raunte ihr mit einem zusammengekniffenen Auge zu: „You sexy girl, hä.“ Daraufhin brachen die drei in ein übermütiges Gelächter aus und schlugen sich auf die Schenkel, dass es nur so klatschte. Mäo fand diese aufgerissenen, fettglänzenden und vom vielen Bier geröteten Gesichter widerwärtig, aber nach guter Thaiart blieb sie höflich und reserviert und vergaß auch nicht zu lächeln. Selbst als eine tastende Hand ihr zuerst über den Rücken und später über die Schenkel fuhr, verlor sie ihr tapferes Lächeln nicht, wiewohl sie allmählich den Eindruck gewann, dass nun Grenzen überschritten wurden. Mäo rückte immer enger an ihren Gatten heran, dessen Anteilnahme aber nur noch seinen alten Kumpels und dem Bier galt. So kam sie sich etwas verloren vor.

Donnerstag, 4. Februar 2010

Der Geist der alten Thailehrerin (5)

Teil 5, Mäo

Der Geist der alten Thailehrerin und der Geist von Nui entdeckten schon bei ihrem ersten Treffen ihre Zuneigung zueinander, die im Laufe der Zeit immer inniger wurde. Der Geist von Nui schaffte es, den Geist der alten Thailehrerin aus seinen trüben Gedanken herauszuholen. Gemeinsam unternahmen sie Ausflüge und freuten sich, dass sie nicht mehr alleine herumirren mussten. Nachmittags gingen sie zum Meer und legten sich in die warmen großen Pfützen zwischen den Sandbänken, die das zurückgehende Wasser übriggelassen hatte. Sie sahen dem Strandleben zu und beobachteten andere Geister, die mit ihren Menschen zum Baden gegangen waren. Eine komische Gesellschaft kam da zusammen. Die Geister der Thais waren hochnäsige Gesellen, die um die Faranggeister einen großen Bogen machten. Da jene in Ländern leben mussten, in denen Geister nicht verehrt wurden und demzufolge auch keine Wertschätzung genossen, hatten die Thaigeister nur Verachtung für sie übrig. Sie stellten ihnen hinterlistige Fallen, in die die Faranggeister auch prompt fielen und dann standen sie herum und lachten die armen Tölpel aus. Sie sorgten für Unfälle mit den Unkundigen auf den thailändischen Geisterbahnen oder sie klauten sämtliches Geistermanna für ein paar Tage, so dass die ausländischen Fremdlinge mit den Mönchen betteln gehen mussten. Aber die Faranggeister wussten sich zu wehren. Sie störten die sehr beliebten Karaokekampfsingveranstaltungen, indem sie die Musik und die Stimmen durcheinander brachten oder sie besetzten die überall im Land herumstehenden Geisterhäuschen und legten darin Leimruten aus, worauf Kakerlaken, Geckos und Fliegen kleben blieben, so daß der örtliche Hausgeist zu seinen dargebotenen Schalen mit Reis und Obst nicht mehr zurückkam.

Eines Tages trafen der Geist der alten Thailehrerin und der Geist von Nui eine junge Frau am Strand. Es war Mäo, die überglücklich mit ihrem neuen Ehemann spazieren ging. Mäo bemerkte die beiden unsichtbaren Geister nicht und Jürgen, ihr Ehemann, auch nicht. Geister sind nicht neugierig, sie kennen ja schon alles. Aber sie schließen sich gerne schon mal einem jungen Liebespaar an, einesteils um der eigenen Langeweile zu entgehen und andererseits ist es ja doch immer wieder spannend, den wundersamen Wendungen einer frischen Liebesgeschichte zu folgen. So gingen sie mit Mäo und Jürgen auf Reisen.