Dienstag, 23. März 2010

Mit dem Stromableserboot auf dem Klong Bangkok Noi

Ein frühmorgendlicher Stimmungsbericht

(Ich stelle hier ausnahmsweise mal einen Link herein, da ich aus Zeitgründen den Blog mit Text und den vielen Bildern im Moment nicht bestücken kann. Dennoch soll es zu lesen sein.)


http://forum.thailandtip.de/index.php?topic=4972.0


oder hier

Sonntag, 14. März 2010

Der Eurobaum

Dieser Tage las ich von den gelungenen Versuchen, eine in Thailand nicht heimische Baumart aufzuziehen, deren Früchte ganze Dörfer und Landstriche zum Erblühen gebracht haben. Da dem Baum, der ursprünglich in den nebelverhangenen Klimazonen der nordwestlichen Hemisphäre heimisch ist, selbst die belastende heiße Witterung nichts auszumachen scheint, findet man ihn sowohl in den tropischen Küstengegenden des Landes als auch in den trockenheißen Staubzonen des nordöstlichen Isaans. Das anspruchslose Gewächs, das sowohl der heißen Thaisonne trotzt, als auch problemlos die wasserarmen Dürremonate übersteht, ist nicht nur leicht aufzuziehen, sondern kennt vor allem keinerlei Fruchtbarkeitszyklen.

Die einheimische Bevölkerung hat den ertragreichen Nutzen des Bäumchens schnell erkannt und insbesondere die jungen weiblichen Landeskinder entwickelten ein großes Gespür im Auffinden der noch frischen, von den ausländischen Reisenden eingeschleppten Pflänzchen, die in Windeseile heranwachsen. Die Rede ist von dem Eurobaum. Botanisch zählt der Baum zur Gattung der Schnellkeimer, da während nächtlicher Reifungsvorgänge seine Knospen austreiben und er bereits bis zum Morgen hin pflückbereite, reife Früchte entwickelt hat, an denen sich seine Besitzer laben können.

Ich persönlich habe ihn jedoch nie sehen noch fotografieren können, weshalb ich an sein Vorkommen schon gar nicht mehr glaube. Nur die geistergläubigen Thais verblüffen mich mit unerwartetem Pragmatismus: Solange sie seine Früchte genießen könnten, wäre es ihnen egal, ob es ihn gäbe.

Samstag, 13. März 2010

Im Paradies auf Erden (3)

Nachzutragen bleibt, daß das traumhafte Condo am Meer unserem Mr. Blondhaar kein Glück bescherte. Lange Zeit gelang es ihm nicht, eine passable Freundin für sein Leben zu finden. Die Frauen – ausnahmslos Chatbekanntschaften – kamen von weither, zogen zu ihm und zogen bald wieder aus. Die Ursache war schnell gefunden. Es lag an der unzureichenden Sprachverständigung. Statt selber Thai zu lernen, schickte er seine Freundinnen zu Englischkursen. Doch wenn zwei Menschen gezwungen sind, sich in einer fremden Sprache miteinander zu verständigen, ist es kaum möglich, die Mentalität des jeweils anderen verstehen und kennen zu lernen. So entging ihm, daß Thais Familienmenschen sind und Abkapselungen in einem fernen Wolkenkuckucksheim nur zeitweilig ertragen. Seine westlich geprägte Idee von einem trauten Leben zu zweit musste schief gehen.

Mr. Blondhaar wurde immer ruheloser, niedergeschlagener und trauriger. Nichts wollte ihm gelingen, und von einem Paradies auf Erden sprach er nicht mehr. Richtige Ausländerfreunde hatte er nicht und die Frauenbekanntschaften entwickelten sich unbefriedigend. Zunehmend wurde ihm langweilig. Er sah ein, daß Baden im Meer und lange Strandspaziergänge zu wenig waren, um einen langen Tag auszufüllen. Und auch die einsamen Nächte hatte er sich ganz anders vorgestellt. Doch statt sich für das erregende Thaileben zu öffnen, zog er sich immer mehr zurück. Weder kaufte er ein Auto noch ein Fahrrad und auch die schwungvoll angekündigten Entdeckungsreisen durchs Land blieben aus. Mr. Blondhaar befand sich in einer Krise.

Dann geschah es, daß er eine ziemlich junge Frau aus dem Internet fischte, und mit ihr machte er eine phänomenale Erfahrung. Er verliebte sich so besinnungslos, daß er alles andere um sich herum als zweitrangig ansah. Händchen haltend sah man ihn über die Straße laufen mit seinem neuen Glück. Er hatte keinen Blick mehr für alte Bekannte, zu sehr war er gefangen in seiner neuen Liebe. Doch auch diese neue Freundin fand keinen Gefallen an dem fremden Leben in Hua Hin mit einem unbekannten Ausländer. Sie wollte in der Nähe ihrer Familie wohnen. Aber dies stand Mr. Blondhaar nun nicht mehr im Weg. Sie zogen beide weg. Das Condo steht nunmehr zum Verkauf. Er hat kaum ein Jahr darin gewohnt.

©Paul Martini, Dez. 2009


Montag, 8. März 2010

Im Paradies auf Erden (2)

Geschäftlich musste die Lady bald wieder nach Bangkok zurückkehren und ihren Goldjungen in dem einsamen Condo am Meer zurücklassen, doch standen ihr ja alle modernen telekommunikativen Kontakteinrichtungen zur Verfügung, um ein Mindestmaß an Überwachung aufrechtzuerhalten. So registrierte sie begeistert, dass Mr. Blondhaar im Überschwange seines Thailandtaumels mit der Zeit löbliche Ideen für eine Sesshaftwerdung entwickelte und im Zuge dessen mit dem Erwerb eines eigenen Condos liebäugelte. Ja, er nahm sogar eigenständig Kontakt zu einem Immobilienagenten auf und besichtigte in dessen Beisein verschiedene zum Verkauf stehende Condos. Nur als der nordische Kauffantast während telefonseliger Gesprächsrunden auch noch davon faselte, dass er sich praktisch schon für ein spezielles Condo entschieden hätte, war es für die Cybermime höchste Eisenbahn zurückzukehren, um die außer Kontrolle zu geratenen Geschicke durch ihr beherztes Eingreifen in die rechten Bahnen zu lenken.

Der Immobilienagent – ein junger Kerl, der fließend englisch sprach – hatte ein geräumiges Condo im zweiten Stock der Anlage für einen Kaufpreis von 6,3 Mio. Baht offeriert, in dem nicht nur die Umschreibungskosten und die Steuer, sondern auch sämtliche Möbel und Einrichtungsgegenstände enthalten waren. Mr. Blondhaar monierte zwar, dass man aus dem zweiten Stock den Blick aufs Meer vermissen würde, doch signalisierte er starke und nachhaltige Kaufbereitschaft, da er den Kaufpreis für eine günstige Offerte hielt. Die flugs herbeigeeilte Chatlady fand den nicht vorhandenen Meeresblick ebenfalls äußert misslich und wusste darüber hinaus mit beiläufigen Andeutungen auf mögliche Unzuverlässigkeiten während des Übertragungsprozesses raffiniert die Integrität des Immobilienburschen zu erschüttern, was den nordischen Investor in große Unsicherheit stürzte.

Doch überraschenderweise und selbstverständlich völlig zufällig erinnerte sich die versierte Businessdame an ein wohlfeiles Condo einer Freundin im 10. Stock der selbem Anlage, das nicht nur hinsichtlich der Ausstattung mehr zu bieten hatte, sondern auch noch einen sichtschutzfreien Meeresblick bot. So ein Zufall! So ein Glücksfall aber auch! Der nordische Mann war außer sich vor Freude und deutete die vielen wundersamen Geschehnisse als naturgegebene Fügungen dieses faszinierenden Wunderlandes und nahm auch den um mehr als eine ganze Million Baht teureren Kaufpreis gelassen hin. Geld als Entscheidungskriterium war ihm ja ohnehin nicht mehr im Wege. So besichtigte er nach einer von ihr vorbereiteten Kontaktaufnahme das Condo und traf sich mit dem Eigentümer. Inzwischen stehen die Kaufverhandlungen vor sehr konkreten Vertragsentwürfen und die Anzahlungsleistungen stehen ebenfalls unmittelbar bevor. Womit endlich alle zufrieden wären, besonders die gerissene Chatlady, die aus dieser anfangs sich wenig ersprießlich entwickelnden Beziehung doch noch kräftig Honig saugen konnte. 3 Prozent von 7,5 Millionen Baht macht immerhin 225 000 Baht, ein schönes Sümmchen, für das sie noch viele Jahre Telefonkarten hätte verkaufen müssen.

Mr. Blondhaar ist inzwischen nun schon ganze 2 Wochen hier und noch immer im Wonnetaumel. Er sei im Paradies aufgewacht, beteuert er immer wieder. Hier will er wohnen, aufs Meer hinaus gucken und sich eine neue, ansehnlichere Gespielin suchen. Er will sich ein Auto kaufen, die Sprache lernen und sein Leben in vollen Zügen genießen. Doch zunächst fliegt er wieder zurück ins nordische Land, wo er sein Appartement vermieten und seinen Hausstand auflösen will, und wo er seiner 85jährigen Mutter, der er zeitlebens beigestanden hat, beibringen muß, welche Pläne er hegt. Das wird der schwerste Gang.

Ein Leben im Paradies. Ach, wenn es nur so wäre! Wir kaufen uns einfach ein Teil vom Paradies und sind bis ans Ende unseres Lebens nur noch glücklich. Wäre das nicht wunderbar? Thailand ist ein tolles Reiseland und es kann Erstbesuchern schon mal die Sinne verdrehen. Das kennen wir. Insofern empfinden wir Verständnis. Doch das Paradies auf Erden ist auch in Thailand nur eine irrlichternde Halluzination. Und wenn hier wirklich mal kleine Träume wahr geworden sind, dann ist man vorher mit großen gelandet.

©Paul Martini, Sept. 2008

Sonntag, 7. März 2010

Im Paradies auf Erden (1)

Am Pool kamen wir uns näher. Der nordische Mann und ich. Ich wollte meinen Gedanken nachhängen, aber das ging nun nicht mehr, denn Mr. Blondhaar, so nennen wir ihn mal, der in der tadellos gepflegten Condo-Anlage am Meer wohnte, brauchte Unterhaltung. Er war nun schon eine Woche in Thailand und des Lobes voll. Die Wärme, das tägliche Bad im Meer und der überaus entbehrliche nordische Kleidercode – wie hatte er das sechzig lange Jahre vermisst!!! Mr. Blondhaar war noch nie zuvor in Thailand gewesen, und inzwischen kommt es ihm vor, als sei er hier in einem Traum aufgewacht, von dem er schon lange nicht mehr glaubte, dass er in diesem Leben noch einmal Wirklichkeit werden könne.

Zu verdanken hatte er dies alles einer glücklich gefügten Chat-Bekanntschaft aus dem Cybernet, wo eine junge Frau aus dem tropischen Wohlfühlland solch magischen Charme versprüht haben muß, dass es ihn magnetisch in den Bann schlug, und er fürbaß seinen Koffer packte und gen Thailand reiste. Hier fiel er in kein schwarzes Loch, denn am Flughafen erwartete ihn die heiße Chatbraut samt eigenem Auto und fuhr ihn schnurstracks in jenes Holiday-Domizil am Meer, wo sie ihn für die lächerliche Monatsmiete von 35 000 Baht in einem jener fabelhaften Condos unterbrachte.

Die bestrickende Cybercirce entpuppte sich indessen als gewiefte Geschäftsfrau mit eigenem Business, die über ihr Handy Telefonkarten verkaufte, womit sie offenbar recht erfolgreich war. Ferner stellte sich heraus, dass die Dame nicht nur clevere Geschäfte übers Telefon abwickeln konnte, sondern es auch verstand, vorteilhafte Eigenfotografien zu fabrizieren, die die weniger pässlichen Seiten der Physiognomie galant ausblendeten. Das mag in der irrealen Cyberwelt noch dahin gehen, doch spätestens, wenn man sich beim realen Showdown Aug in Aug gegenübersteht, haben alle süßen Täuschungsmanöver ausgespielt. Glücklicherweise hatte Mr. Blondhaar keine Tomaten auf den Augen und entdeckte den charmanten Schmu sogleich. Des Weiteren verfügte er auch noch über die aus der nordisch klaren Logikwelt herübergerettete, unverfälschte Urteilskraft und teilte der smarten Chatkollegin etwas sehr unthailändisch seine unverhohlene Meinung mit. Hiernach war klar, dass die Bewerberin aus dem Rennen war, denn eine schiefe Nase und eine schmerzhafte und fortdauernde Krebserkrankung im Genitalbereich waren doch des Guten zu viel für ihn. Er wollte seinen Spaß haben und keinen Samariter spielen.

Die Lady, die wegen des blatanten Gesichtsverlusts nur schwer die Contenance halten konnte, berappelte sich dennoch schnell, was seine guten Gründe hatte. Hatte sie doch nicht nur ein glückliches Händchen bei ihren Geschäften, sondern auch einen ausgesprochen feinfühligen Geruchssinn für das verführerische Bukett von großem Geld! Drum steckte sie es anstandslos weg, als unbegehrte Liebespartnerin ausgeschieden zu sein, schließlich winkten höhere „Ziele“. Weiterhin hielt sie sich in seiner Nähe auf, zumal konkurrierende Anwärterinnen auf den Liebesposten vorerst ohnehin nicht auszumachen waren. Dabei verstand sie es geschickt, durch unauffällige Telefonanrufe ein unsichtbares Fang- und Spionagenetz über den unbedarften Mr. Blondhaar zu werfen, welches jener allerdings als Ausweis von guter Freundschaft missdeutete.

Der nordische Mann im Thaiparadies war nicht unvermögend. Zeitlebens war er ein einfacher Mensch gewesen, bis er begann, hobbyweise eine Webseite zu entwickeln, die über die Jahre eine außerordentlich vielzählige und beständige Fangemeinde anzog. Angeblich verfolgte er nie die Absicht, daraus Profit zu schlagen und war daher auch – wie er sagte - reichlich verdutzt, als ein namhafter Verlag Interesse an seiner Arbeit anmeldete. Tatsächlich wurde man sich nach einigem Hin und Her handelseinig und er konnte seinen Webauftritt für eine traumhafte Summe verkaufen, die ihm für den Rest seines Lebens ein sorgenfreies Leben gestattete.

Im Paradies auf Erden (2)

Im Paradies auf Erden (3)