Sonntag, 7. März 2010

Im Paradies auf Erden (1)

Am Pool kamen wir uns näher. Der nordische Mann und ich. Ich wollte meinen Gedanken nachhängen, aber das ging nun nicht mehr, denn Mr. Blondhaar, so nennen wir ihn mal, der in der tadellos gepflegten Condo-Anlage am Meer wohnte, brauchte Unterhaltung. Er war nun schon eine Woche in Thailand und des Lobes voll. Die Wärme, das tägliche Bad im Meer und der überaus entbehrliche nordische Kleidercode – wie hatte er das sechzig lange Jahre vermisst!!! Mr. Blondhaar war noch nie zuvor in Thailand gewesen, und inzwischen kommt es ihm vor, als sei er hier in einem Traum aufgewacht, von dem er schon lange nicht mehr glaubte, dass er in diesem Leben noch einmal Wirklichkeit werden könne.

Zu verdanken hatte er dies alles einer glücklich gefügten Chat-Bekanntschaft aus dem Cybernet, wo eine junge Frau aus dem tropischen Wohlfühlland solch magischen Charme versprüht haben muß, dass es ihn magnetisch in den Bann schlug, und er fürbaß seinen Koffer packte und gen Thailand reiste. Hier fiel er in kein schwarzes Loch, denn am Flughafen erwartete ihn die heiße Chatbraut samt eigenem Auto und fuhr ihn schnurstracks in jenes Holiday-Domizil am Meer, wo sie ihn für die lächerliche Monatsmiete von 35 000 Baht in einem jener fabelhaften Condos unterbrachte.

Die bestrickende Cybercirce entpuppte sich indessen als gewiefte Geschäftsfrau mit eigenem Business, die über ihr Handy Telefonkarten verkaufte, womit sie offenbar recht erfolgreich war. Ferner stellte sich heraus, dass die Dame nicht nur clevere Geschäfte übers Telefon abwickeln konnte, sondern es auch verstand, vorteilhafte Eigenfotografien zu fabrizieren, die die weniger pässlichen Seiten der Physiognomie galant ausblendeten. Das mag in der irrealen Cyberwelt noch dahin gehen, doch spätestens, wenn man sich beim realen Showdown Aug in Aug gegenübersteht, haben alle süßen Täuschungsmanöver ausgespielt. Glücklicherweise hatte Mr. Blondhaar keine Tomaten auf den Augen und entdeckte den charmanten Schmu sogleich. Des Weiteren verfügte er auch noch über die aus der nordisch klaren Logikwelt herübergerettete, unverfälschte Urteilskraft und teilte der smarten Chatkollegin etwas sehr unthailändisch seine unverhohlene Meinung mit. Hiernach war klar, dass die Bewerberin aus dem Rennen war, denn eine schiefe Nase und eine schmerzhafte und fortdauernde Krebserkrankung im Genitalbereich waren doch des Guten zu viel für ihn. Er wollte seinen Spaß haben und keinen Samariter spielen.

Die Lady, die wegen des blatanten Gesichtsverlusts nur schwer die Contenance halten konnte, berappelte sich dennoch schnell, was seine guten Gründe hatte. Hatte sie doch nicht nur ein glückliches Händchen bei ihren Geschäften, sondern auch einen ausgesprochen feinfühligen Geruchssinn für das verführerische Bukett von großem Geld! Drum steckte sie es anstandslos weg, als unbegehrte Liebespartnerin ausgeschieden zu sein, schließlich winkten höhere „Ziele“. Weiterhin hielt sie sich in seiner Nähe auf, zumal konkurrierende Anwärterinnen auf den Liebesposten vorerst ohnehin nicht auszumachen waren. Dabei verstand sie es geschickt, durch unauffällige Telefonanrufe ein unsichtbares Fang- und Spionagenetz über den unbedarften Mr. Blondhaar zu werfen, welches jener allerdings als Ausweis von guter Freundschaft missdeutete.

Der nordische Mann im Thaiparadies war nicht unvermögend. Zeitlebens war er ein einfacher Mensch gewesen, bis er begann, hobbyweise eine Webseite zu entwickeln, die über die Jahre eine außerordentlich vielzählige und beständige Fangemeinde anzog. Angeblich verfolgte er nie die Absicht, daraus Profit zu schlagen und war daher auch – wie er sagte - reichlich verdutzt, als ein namhafter Verlag Interesse an seiner Arbeit anmeldete. Tatsächlich wurde man sich nach einigem Hin und Her handelseinig und er konnte seinen Webauftritt für eine traumhafte Summe verkaufen, die ihm für den Rest seines Lebens ein sorgenfreies Leben gestattete.

Im Paradies auf Erden (2)

Im Paradies auf Erden (3)

1 Kommentar:

  1. ... Standart in Thailand. Sogar meine Krankenschwester aus KORAT kennt dutzende von aehnlich gelagerten Faellen. Am Ende der Standart Geschichten hat der dummdoofe einsame FALANG sehr viel Geld verloren.

    Und ja, erfolgreiche Damen fahren nicht mehr im Taxi vor, sondern fahren wunderbare neue Autos und besitzen z.T. mehrere hochwertige Immobilien.

    Sex sells .... lol

    LG prinzregent

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